Dieses Jahr findet Loy Krathong am 5. November statt, wenn der Vollmond des zwölften Mondmonats den Himmel über Thailand erleuchtet.
Loy Krathong (ลอยกระทง) ist eines der schönsten und symbolträchtigsten Feste Thailands. Es wird jedes Jahr am Abend des Vollmonds im zwölften Monat des thailändischen Mondkalenders gefeiert – meist im November.
Zahlreiche Thailänder und Touristen nehmen daran teil, wenn sie ihre kleinen, liebevoll geschmückten Flöße aus Bananenblättern – sogenannte Krathongs – auf Flüsse, Seen und Kanäle setzen. Die leuchtenden Krathongs, die langsam über das Wasser treiben, schaffen eine magische Atmosphäre aus Licht, Spiritualität und Gemeinschaft.
Bedeutung und Ursprung
Der Begriff “Loy Krathong” bedeutet wörtlich „ein Floß zu Wasser lassen“.
Der Ursprung des Festes ist nicht eindeutig geklärt, doch es gibt mehrere Theorien:
- Hinduistisch-buddhistische Wurzeln:
Ursprünglich soll das Fest eine alte hinduistische Zeremonie gewesen sein, um dem Flussgott Ganga zu danken. Mit der Ausbreitung des Buddhismus wurde das Ritual angepasst, um Buddha für seine Lehren zu ehren und um Vergebung für Umweltsünden zu bitten. - Historische Entwicklung in Sukhothai:
Eine populäre Legende besagt, dass die Hofdame Nang Noppamas im 13. Jahrhundert, während der Sukhothai-Periode, die erste Krathong bastelte, um sie König Ramkhamhaeng zu überreichen. Der König war so beeindruckt, dass er das Fest zur jährlichen Tradition erklärte.
Ritual und Symbolik
Das zentrale Element des Festes ist der Krathong – ein kleines Boot, meist oval und handtellergroß. Traditionell wird er aus dem Stamm einer Bananenpflanze gefertigt und mit Bananenblättern, Blumen, Räucherstäbchen, Kerzen und oft auch Münzen geschmückt.
Die symbolische Bedeutung:
- Kerze: Licht, das Unwissenheit vertreibt.
- Räucherstäbchen: Gebet und Verehrung.
- Blumen: Reinheit und Dankbarkeit.
- Münzen oder persönliche Gegenstände: Opfergabe und Symbol für Loslassen von Sorgen, Schuld oder schlechten Erinnerungen.
In Thailand wird beim Loy-Krathong-Fest symbolisch der Flussgöttin Mae Khongkha (แม่คงคา) gedankt und um Vergebung gebeten. Sie entspricht der indischen Göttin Ganga, der Personifizierung des heiligen Ganges. Thailänder glauben, dass Mae Khongkha über alle Gewässer wacht – Flüsse, Seen und Kanäle – und dass man durch das Zuwasserlassen eines Krathongs seine Dankbarkeit zeigt und um Entschuldigung bittet, wenn man das Wasser im Laufe des Jahres verschmutzt oder genutzt hat.
Deswegen wird beim Zuwasserlassen des Krathongs oft ein stilles Gebet gesprochen. Viele Thais glauben, dass der Krathong die negativen Gefühle des vergangenen Jahres fortträgt und einen Neuanfang symbolisiert.
Wann und wo gefeiert wird
Loy Krathong findet am Vollmondtag des 12. Mondmonats statt.
Die Feierlichkeiten sind im ganzen Land zu finden, doch einige Orte sind besonders bekannt für ihre spektakulären Feste:
- Chiang Mai:
Hier fällt Loy Krathong mit dem Yi Peng Festival zusammen, bei dem tausende Laternen (Khom Loy) in den Himmel steigen. Obwohl Loy Krathong und Yi Peng oft zur gleichen Zeit gefeiert werden, handelt es sich um zwei eigenständige Feste. Loy Krathong findet auf dem Wasser statt, während beim Yi Peng unzählige Himmelslaternen in die Nacht aufsteigen. - Sukhothai:
Die historische Stadt, in der das Fest seinen Ursprung haben soll, veranstaltet ein großes Lichter- und Klangfestival in den alten Tempelruinen. - Bangkok:
An vielen Orten der Hauptstadt – vor allem am Chao-Phraya-Fluss, im Lumpini-Park oder Asiatique – werden große Veranstaltungen und Feuerwerke abgehalten. - Ayutthaya, Phuket, Chiang Rai:
Ebenfalls bekannt für farbenfrohe, lokale Feste mit Musik, Tanz und Wettbewerben um den schönsten Krathong.
Während der COVID-Zeit erlebte ich Loy Krathong in Ayutthaya – extrem ruhig, aber wunderschön. Es gibt viele Shops, in denen man traditionelle thailändische Kostüme mieten kann, um das Fest in passender Kleidung zu genießen. Ein besonderes Erlebnis, das ich nur empfehlen kann.
Moderne Aspekte und Nachhaltigkeit
Während das Fest früher rein spirituell war, ist es heute auch ein kulturelles Spektakel mit Musik, Schönheitswettbewerben (Nang Noppamas Contest) und Tourismusangeboten.
Doch mit der wachsenden Popularität kam auch Kritik:
Viele Krathongs aus Styropor oder Kunststoff verschmutzten Flüsse und Seen. In den letzten Jahren setzen Städte und Tempel daher verstärkt auf umweltfreundliche Materialien wie Brot, Bananenstämme oder Kokosnussschalen, die sich biologisch abbauen oder sogar als Futter für Fische eignen.
Ein Fest der Ruhe und Besinnlichkeit
Obwohl Loy Krathong zu den bekanntesten und schönsten Festen Thailands zählt, ist es im Kern ein stilles und friedvolles Ereignis. Anders als bei lauten Straßenfesten oder ausgelassenen Neujahrsfeiern steht hier die innere Einkehr im Mittelpunkt. Wenn die Menschen ihre Krathongs zu Wasser lassen, geschieht dies meist in ruhiger Atmosphäre – begleitet vom sanften Schein der Kerzen, dem Duft von Räucherstäbchen und dem leisen Plätschern des Wassers.
Viele Thailänder nutzen diesen Moment, um nachzudenken, Dankbarkeit zu zeigen und Sorgen symbolisch loszulassen. In ländlichen Gebieten oder an Tempelteichen herrscht oft eine fast meditative Stimmung, während Familien, Paare und Freunde Seite an Seite ihre Flöße treiben lassen.
Diese stille Schönheit macht Loy Krathong zu einem Fest der Achtsamkeit – einer Gelegenheit, innezuhalten und die Harmonie zwischen Mensch, Natur und Spiritualität zu spüren.
Tipp
Loy Krathong wird auch in vielen großen Hotels gefeiert, wo Touristen die kleinen, bunt geschmückten Krathongs oft in den Pool zu Wasser lassen. Das sieht zwar hübsch aus, doch das eigentliche Flair des Festes erlebt man dort kaum.
Ich empfehle, dorthin zu gehen, wo die Thailänder selbst feiern – etwa in den Saphan Hin oder in den Suan Luang Park in Phuket. Dort ist die Stimmung authentisch und die Musik traditionell.