Überall auf der Welt gibt es Berufe, die uns überraschen, faszinieren oder einfach nur staunen lassen. Manche sind uralt und werden von Generation zu Generation weitergegeben, andere entstehen aus Mut, Zufall oder purer Leidenschaft.
Hinter jedem dieser Berufe steckt eine Geschichte – von Menschen, die Dinge tun, die nicht jeder tun würde.
Gerade in Thailand begegnet man vielen dieser außergewöhnlichen Berufe.
Ob gefährlich, spirituell oder kunstvoll – sie alle zeigen, wie vielfältig und lebendig das Arbeitsleben hier ist.
Krokodil-Trainer – Ein Leben zwischen Mut und Instinkt
Ein Besuch in einer Crocodile Farm in Thailand ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Schon beim Eintreten liegt eine Mischung aus Neugier und Nervenkitzel in der Luft. Wenn die Show beginnt und die Pfleger ruhig und konzentriert neben den gewaltigen Reptilien stehen, hält man unwillkürlich den Atem an – besonders in dem Moment, wenn sie ihren Kopf zwischen die mächtigen Kiefer legen.
Was für die Zuschauer spektakulär aussieht, ist für die Trainer ein Alltag mit Risiko und erfordert tiefes Vertrauen in ihre Tiere. Viele von ihnen arbeiten schon seit ihrer Jugend mit Krokodilen, lernen, jede Bewegung und Stimmung zu lesen und wissen genau, wann sie besser zurückweichen sollten. Ein Moment der Unaufmerksamkeit kann tödlich enden. Und doch spürt man den gegenseitigen Respekt zwischen Mensch und Tier in jeder Bewegung. Die Shows verbinden Mut, Tradition und Unterhaltung – und machen den Besuch zu einem faszinierenden Erlebnis.
Schlangenfänger – Helden im Hinterhof
In Thailand gehört es zum Alltag: Eine Python im Abwasserrohr, eine Kobra im Garten, oder eine Baumschlange im Wohnzimmer.
Dann kommt der Schlangenfänger. Mit bloßen Händen, einem Haken und beeindruckender Ruhe fängt er die Tiere ein, ohne sie zu verletzen. Viele haben sich ihr Wissen über Jahre selbst angeeignet und kennen jede Art an Bewegung und Verhalten.

In Bangkok gibt es sogar spezielle Hotlines für Schlangenalarm. Die gefangenen Tiere werden später meist im Wald ausgesetzt – ein stiller, aber gefährlicher Dienst an der Gemeinschaft.
Geisterhaus-Hersteller – Kunst und Glaube in Miniatur
Fast jedes thailändische Haus, Hotel oder Geschäft hat es: ein kleines buntes Häuschen vor der Tür. Es ist das San Phra Phum, das Geisterhaus, in dem der Schutzgeist des Grundstücks wohnt.
Die Geisterhaus-Hersteller sind Künstler, Handwerker und Spirituelle zugleich. Sie fertigen die Häuschen aus Holz, Beton oder Teak, bemalen sie in Gold und Rot, und achten darauf, dass jedes Detail stimmt – vom Dachstil bis zur Treppe für den Geist.

Oft werden die Häuser nach astrologischen Berechnungen ausgerichtet und bei einer feierlichen Zeremonie aufgestellt. Ein Beruf, der tief in Thailands Animismus verwurzelt ist – und bis heute lebendig bleibt.
Blumenbinder – florale Kunst im Alltag
In Thailands Städten sieht man an roten Ampeln oft Verkäuferinnen und Verkäufer, die kleine Blumengestecke anbieten.
Man nennt sie Phuang Malai. Für 20 bis 40 Baht reichen sie sie mit einem Lächeln durch die geöffneten Autofenster. Ein Phuang Malai ist eine thailändische Blumengirlande, die in Thailand viel mehr als nur Deko ist.
Ein klassischer Phuang Malai besteht typischerweise aus kleinen, weißen und stark duftenden Jasminblüten (Mali), die oft die Hauptgirlande bilden, ergänzt durch Rosenblüten in Rot, Rosa oder Gelb für Farbakzente, Chrysanthemen in Gelb oder Weiß als dekorative Einfassung sowie gelegentlich Maiglöckchen, um zusätzlichen Duft und Eleganz zu verleihen.
Es steht für Glück, Respekt und wird oft als kleine Opfergabe genutzt. Man sieht sie bei buddhistischen Festen und Hochzeiten. Häufig hängen diese zarten Girlanden im Auto am Rückspiegel oder Schreinen, wo sie ein kleines Stück gute Energie verbreiten. Die Gestecke gelten als Glücksbringer fürs Auto und sollen Schutz und eine sichere Fahrt schenken

Sie werden von Blütenkünstlerinnen, meist älteren Frauen, gefertigt, die diese Kunst seit Kindheit beherrschen. Jede Blüte wird einzeln auf Draht oder Faden gesteckt, oft in meditativer Ruhe.
Mahouts – Ein Leben an der Seite der Giganten
Der Beruf des Mahouts (Elefantenführers) ist eine jahrhundertealte Tradition. Früher begleiteten Mahouts Elefanten in Kriegen oder bei der Holzarbeit im Dschungel. Heute arbeiten sie meist in Elefantencamps oder Schutzprojekten.
Ein Mahout und sein Elefant leben in enger Verbindung – oft über Jahrzehnte. Der Elefant erkennt die Stimme, den Geruch und selbst die Stimmung seines Mahouts. Viele sagen, die Beziehung sei „tiefer als zwischen Vater und Sohn“.

Doch der Beruf verändert sich: Moderne Mahouts müssen sich heute zwischen Tourismus und Tierschutz bewegen, zwischen alten Traditionen und neuen ethischen Ansprüchen.
Schattenspieler – Bewahrer einer südthailändischen Kunst
In Südthailand, besonders in Nakhon Si Thammarat, lebt eine jahrhundertealte Tradition: das Nang Talung, das thailändische Schattenspiel.
Die Schattenspieler schneiden die Figuren aus Rindsleder, bemalen sie bunt und bringen sie hinter einer beleuchteten Leinwand zum Leben. Ihre Geschichten sind voller Humor, Weisheit und Alltagssatire.

Eine zentrale Figur ist der komische Held I-Teng – klein, frech, mit großem Bauch und scharfem Mundwerk. Er verkörpert den Witz und die Menschlichkeit des Südens.
Schattenspieler sind Künstler, Musiker und Geschichtenerzähler in einer Person – und halten eine uralte, lebendige Bühnenform am Leben.
Spirituelle Medien – zwischen Diesseits und Jenseits
In vielen Regionen Thailands sind sogenannte Spirit Media oder Schamanen hoch angesehen. Sie behaupten, mit Geistern oder Gottheiten kommunizieren zu können, um Rat, Heilung oder Schutz zu bringen.
Während manache in einfachen Dörfern Rituale für Glück oder Gesundheit durchführen, treten andere in großen Tempeln auf und ziehen Hunderte Gläubige an. Ob man daran glaubt oder nicht – diese Menschen sind Teil des spirituellen Alltags in Thailand, wo die Grenze zwischen Religion, Aberglaube und Alltag fließend ist.
Kampfhahn-Trainer – Stolz, Disziplin und Tradition
Auf dem Land gehört der Kampfhahn-Trainer zur Dorfgemeinschaft wie der Mönch oder der Reisfarmer. Das Training der Hähne – für viele ein Hobby, für manche ein Beruf – folgt strengen Ritualen.
Die Tiere werden gebadet, massiert und mit Kräutern gefüttert, um Muskeln und Ausdauer zu stärken. Kämpfe finden meist sonntags statt, mit klaren Regeln und großem Publikum.

Auch wenn Hahnenkämpfe kritisch gesehen werden, gilt der Beruf als Symbol für Stärke, Geduld und Geschick – Werte, die tief in der ländlichen Kultur verankert sind.
Fahrkartenverkäufer auf den Khlong-Booten – die Meister der schwimmenden Haltestellen
Die Khlong Express-Boote sind ein lebendiger Teil des öffentlichen Verkehrs in Bangkok und fahren entlang des historischen Saen Saep Kanals, einer der ältesten Wasserstraßen der Stadt. Sie bieten eine schnelle und praktische Alternative zum oft dichten Straßenverkehr und verbinden auf ihrem Weg zentrale Stadtteile miteinander.

Die langen, schmalen Boote sind mit einem Dach und seitlichen Plastikplanen ausgestattet, die die Passagiere vor Sonne, Regen und Spritzwasser schützen. Während der Bootsfahrer konzentriert durch das verschlungene Kanalnetz steuert, kümmern sich ein oder zwei Helfer um das Ein- und Aussteigen. Auch wenn das Boot manchmal so voll ist, dass man stehen muss, läuft die Fahrt trotz des wackeligen Untergrunds geordnet ab.
Oft balancieren sie außen entlang der Reling, besonders wenn viele Fahrgäste an Bord sind, verkaufen Tickets und sammeln das Geld ein. Bei jeder Haltestelle binden sie das Boot schnell an und stoßen es danach wieder ab – alles geschieht flink, routiniert und perfekt abgestimmt auf das schwankende Boot.
Der Job erfordert Balance, Schnelligkeit und Aufmerksamkeit: Boote kommen an, Passagiere springen auf oder ab, manchmal mitten in der Strömung des Kanals. Gleichzeitig muss der Verkäufer den Überblick behalten, Münzen zählen und kleine Diskussionen lösen. Für Farangs wirkt es oft chaotisch, für Einheimische ist es ein normaler, unverzichtbarer Teil des Alltags. Wer diesen Job ausübt, kennt die Khlongs wie seine Westentasche und sorgt dafür, dass tausende Pendler jeden Tag sicher ans Ziel kommen.
Khlong-Taucher – die Schatzsucher der Kanäle
Bangkoks Khlongs sind mehr als nur malerische Wasserwege – für einige Menschen sind sie Arbeitsplatz, Schatzkammer und Herausforderung zugleich. Die sogenannten Khlong-Taucher steigen regelmäßig in das trübe Wasser der Kanäle, um Müll, Hindernisse oder verlorene Gegenstände zu bergen. Von Münzen über Schmuck bis zu Werkzeugen – alles, was im Wasser landet, kann für sie wertvoll sein.
Der Job ist alles andere als bequem: Das Wasser ist verschmutzt, die Strömung manchmal stark, und enge, dunkle Stellen gehören zum Alltag. Manchmal begegnen Taucher Ratten oder anderen kleinen Wasserbewohnern, die sich im Abfall verstecken.
Mikro-Goldjäger
Diesen Namen habe ich selbst erfunden, weil es für diesen ungewöhnlichen Job bisher keinen Begriff gibt.
Der Beruf ist nicht offiziell, aber in manchen Gegenden bekannt – zum Beispiel in Myanmar, Indien oder auch Nordthailand, wo noch in kleinen Goldminen gearbeitet wird.
Beim Arbeiten mit Goldstaub – zum Beispiel beim Schleifen, Feilen oder Gießen – haften winzige Goldpartikel an Haut, Haaren, Kleidung und sogar im Abfluss. Um diese mikroskopisch kleinen Rückstände wiederzugewinnen, gibt es Personen, die Duschräume, Böden, Waschbecken und Toiletten reinigen.

Der gesammelte Staub wird anschließend gefiltert, gewaschen oder verbrannt, um das Gold zurückzugewinnen – manchmal nur in Milligramm, doch über die Zeit kann sich das durchaus lohnen. Manche Betriebe beschäftigen dafür eigene Mitarbeiter oder externe Firmen, alles legal und als Teil des Recyclingprozesses.
Gerade jetzt, wo Gold Preise auf Allzeithoch erreicht hat, ist dieser ungewöhnliche Job besonders interessant – selbst kleinste Partikel sind heute wertvoller denn je, und wer sie sorgfältig sammelt, kann damit unerwartet gutes Geld verdienen.

Win Morsay – die Helden der Straße
In Bangkok sind sie legendär: die Win Morsay. Diese Motorrad-Taxifahrer transportieren Menschen und manchmal auch Sachen durch die Stadt – schnell, wendig und oft mitten durch den dichten Verkehr. Geschwindigkeit, Mut und ein unglaubliches Gefühl für die chaotischen Straßen sind hier unerlässlich. Sie tragen orange Westen mit Nummer, um sich offiziell auszuweisen, und sind überall auf den Straßen zu erkennen.
Viele Farangs staunen nur, wie waghalsig und gleichzeitig routiniert die Fahrer durch die Straßen manövrieren. Für Einheimische sind sie unverzichtbar – und solche Fahrer gibt es in fast jeder Stadt Thailands, nicht nur in Bangkok.

Keine Jobs für Ausländer
Solche ungewöhnlichen Tätigkeiten sind fast immer ausschließlich für Thais. Selbst wenn ein Ausländer die nötigen Fähigkeiten oder den Mut hätte, wird er in der Regel nicht dafür eingestellt.
Hinzu kommen Visum, Work Permit und andere gesetzliche Vorschriften, die eine legale Anstellung für Ausländer ohnehin fast unmöglich machen. Alle abenteuerlustigen Farangs: bleibt daheim – diese Jobs sind nichts für euch.
In Thailand gilt: Wenn ein Thai die Voraussetzungen für einen Job erfüllt, bekommt er ihn – Ausländer haben in diesen Bereichen praktisch keine Chance.