Urlauber gibt es viele in Thailand – aus allen Ecken der Welt, mit ganz unterschiedlichen Kulturen und Hintergründen. Die Thailänder haben dafür eigene Namen und Bezeichnungen, die oft mehr über die Menschen und die thailändische Sicht auf Fremde verraten, als man auf den ersten Blick denkt.
1. Farang (ฝรั่ง) – Westler
Wahrscheinlich der bekannteste Begriff ist „farang“, der sich auf Menschen aus Europa, Nordamerika oder anderen westlichen Ländern bezieht. Ursprünglich wurde er für hellhäutige Fremde verwendet, und mit der Zeit wurde er zur Standardbezeichnung für Westler. Der Tonfall ist meist neutral, kann aber je nach Situation auch liebevoll, spielerisch oder einfach beschreibend sein.
Woher kommt das Wort „Farang“?
Eigentlich ist es ein richtiges Weltreisewort: Seine Wurzeln liegen im arabischen „faranj“, das im Mittelalter die Franken bezeichnete – ein germanisches Volk in Europa. Arabische Händler und Gelehrte nutzten den Begriff, um Westeuropäer zu beschreiben, besonders während der Kreuzzüge. Über Indien und Persien gelangte das Wort schließlich nach Südostasien – und dort wurde es zu „Farang“, wie wir es heute kennen.

Ein weit verbreiteter Irrtum ist übrigens, dass „Farang“ direkt vom französischen „Français“ stammt. Das klingt zwar ähnlich, aber historisch ist es ein anderer Weg. Zufällig passte der Klang aber perfekt, als die ersten Franzosen später nach Thailand kamen.
Die ersten Begegnungen mit Europäern
Im 16. Jahrhundert begann Thailand (damals Ayutthaya) die ersten Kontakte zu Europäern. Zuerst waren es Portugiesen, dann Niederländer, Engländer und Franzosen. Für die Thais waren sie sofort erkennbar: helle Haut, andere Kleidung, andere Sprache – einfach anders als alles, was sie bisher kannten.
Deshalb entstand das Wort „Farang“ als neutraler Sammelbegriff für diese Fremden. Es war nicht abwertend, sondern eher beschreibend – ein Name, der sagte: „Ihr seid anders, aber willkommen.“
Heute benutzen Thais „Farang“ immer noch, wenn sie Europäer oder westliche Touristen meinen. Meist neutral, manchmal scherzhaft, gelegentlich bewundernd. Es steckt eine kleine Prise Neugier und Sympathie darin – eine Art Augenzwinkern: „Ihr seht so anders aus, und das ist interessant.“
2. Khaek (แขก) – Inder und Südasier
Das Wort „Khaek“ bedeutet wörtlich „Gast“ und wird für Menschen aus Indien und früher auch für andere Teile Südasiens verwendet. Anders als manche andere Bezeichnungen drückt es Respekt aus, weil es die lange kulturelle und religiöse Verbindung zwischen Thailand und Indien zeigt – von den Lehren des Buddhismus bis zu alten Handelsbeziehungen.
Historisch war es ein Ausdruck der Wertschätzung für Indien als Geburtsland des Buddha. Ohne Respektlosigkeit: Helle Haut wird in Thailand häufig als Schönheitsideal gesehen, was die Wahrnehmung von Menschen mit dunklerer Haut beeinflussen kann.
3. Tschin (เจ๊ก) – Chinesen
„Tschin“ bezeichnete ursprünglich chinesische Händler, die nach Thailand kamen, besonders im Handelskontext. Heute wird es noch für Menschen chinesischer Abstammung verwendet. Je nach Situation kann es einen leicht negativen oder neckischen Unterton haben, je nachdem, wie es gesagt wird. Historisch war es jedoch ein neutraler, beschreibender Begriff.

4. Yipun (ญี่ปุ่น) – Japaner
Weniger gebräuchlich im Alltag, aber dennoch bekannt: Japanische Besucher werden manchmal als „Yipun“ bezeichnet, nach ihrem Herkunftsland. Der Begriff ist neutral und respektvoll und wird oft mit Bewunderung für die japanische Kultur, Technologie und Disziplin verbunden.
5. Kein eigenes Wort für Russen
In Thailand werden Russen nicht mit einem eigenen speziellen Wort bezeichnet – sie zählen ebenfalls zur großen Gruppe der „Farang“. Hier in Phuket, wo viele Russen leben, hört man manchmal den Ausdruck „Farang Russia“. Damit meinen Thais einfach westlich aussehende Ausländer aus Russland – also im Grunde dasselbe wie „Farang“, nur mit dem Zusatz, um die Herkunft zu betonen.
6. Wie Thais Menschen mit dunkler Haut nennen
Es gibt keinen offiziellen oder traditionellen Namen für Schwarze. Häufig wird neutral „Farang dam“ (dunkler Farang) gesagt, wobei „dam“ „schwarz/dunkel“ bedeutet. Manchmal hören Schwarze auch einfach „Farang“ – der Zusatz „dam“ ist eher beschreibend als abwertend.
Für dunkelhäutige Männer hört man in Thailand manchmal spielerisch „Chocolate Man“. Es ist kein offizieller Begriff, sondern eher eine lockere, beschreibende Bezeichnung, die je nach Situation humorvoll oder neugierig gemeint sein kann.
Fazit
Wie Thais Ausländer wahrnehmen
In Thailand passiert das Einordnen von Ausländern fast automatisch – wie ein unbewusstes Radar. Thais sind von Natur aus neugierig und achten auf viele kleine Details, die uns oft gar nicht auffallen: Hautfarbe, Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Kleidung, Alter oder sogar, wie jemand sich bewegt.
Thais wünschen sich nur eins: dass man respektvoll ist, freundlich auftritt und die thailändische Kultur achtet. Wer sich daran hält, wird sofort positiver wahrgenommen. Kurz gesagt: In Thailand gilt „leben und leben lassen“.
Hinweis zur Sensibilität
Die hier genannten Begriffe gebe ich nur wieder, weil ich sie in Thailand höre und erlebe. Sie sollen niemanden verletzen, sondern die lokale Wahrnehmung und Sprachgewohnheiten aufzeigen. In Thailand werden Ausländer anders bezeichnet als im Westen. Viele Begriffe beziehen sich auf Herkunft und Aussehen, meist neutral, spielerisch und nicht diskriminierend gemeint.