James Harrison „Jim“ Thompson (1906–1976?) war ein amerikanischer Unternehmer, Architekt und Kunstsammler, der Thailand nachhaltig prägte – vor allem durch die Wiederbelebung der thailändischen Seidenindustrie. Obwohl er in den Vereinigten Staaten geboren wurde und eine Karriere als Architekt in New York startete, fand Thompson in den 1940er Jahren in Bangkok seine wahre Berufung.
Bevor Jim Thompson als Seidenunternehmer in Bangkok berühmt wurde, hatte er ein aufregendes Leben als Geheimdienstoffizier. Während des Zweiten Weltkriegs diente er bei der Office of Strategic Services (OSS), dem Vorläufer der CIA, und arbeitete in Südostasien und Europa. Thompson war bekannt für seine Schlagfertigkeit, seinen Mut und sein strategisches Geschick, Fähigkeiten, die ihm später beim Aufbau seines Seidenimperiums zugutekamen. Seine Zeit als Spion prägte nicht nur seinen Abenteurergeist, sondern hinterließ auch Spuren in seiner Persönlichkeit: charmant, intelligent und stets ein wenig geheimnisvoll.
Ankunft in Thailand und Seidenrevolution
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Thompson in Bangkok und begann, sich für die thailändische Seide zu interessieren. Zu dieser Zeit war die Seidenproduktion stark rückläufig. Thompson erkannte das wirtschaftliche Potenzial und begann, lokale Weber zu fördern, traditionelle Techniken wiederzubeleben und die Seide für westliche Märkte aufzubereiten.
1948 gründete Jim Thompson die Thai Silk Company Limited, um thailändische Seide in hochwertigen Stoffen zu verarbeiten und weltweit zu verkaufen.

Hollywood-Produktionen wie „The King and I“ trugen maßgeblich dazu bei, das Interesse an thailändischer Kultur und insbesondere an ihren prachtvollen Stoffen zu wecken. Thompson nutzte diesen internationalen Hype geschickt: Durch sein Engagement erlangte die Seide aus Thailand nicht nur Aufmerksamkeit, sondern wurde zu einem Symbol für Eleganz, Exotik und Qualität auf der ganzen Welt.
„The King and I“ erschien 1956. In den Hauptrollen waren Deborah Kerr als Anna Leonowens, als die britische Gouvernante, und Yul Brynner als König Mongkut von Siam zu sehen. Yul Brynner wurde für seine Rolle weltberühmt und gewann einen Oscar als bester Hauptdarsteller.
Architektur und Sammlerleidenschaft
Neben der Seide war Thompson auch ein leidenschaftlicher Architekt und Kunstsammler. Er restaurierte traditionelle thailändische Häuser und verband sie mit westlichen Einflüssen, wodurch sein eigener, unverwechselbarer Stil entstand. Seine Sammlung umfasst antike thailändische Kunst, buddhistische Skulpturen, Keramik und seltene Möbel.

Sein berühmtes Wohnhaus, heute das Jim Thompson House, ist ein Ensemble aus mehreren historischen Teakholzhäusern, die Thompson aus verschiedenen Teilen Thailands zusammengetragen hat. Es liegt inmitten einer wunderschönen Gartenanlage am Ufer des Saen Saeb Kanals in Bangkok und fungiert heute als Museum, das Besucher in die Welt des thailändischen Kunsthandwerks und der Seidenproduktion eintauchen lässt. Thailändischer Stil trifft hier auf westliche Einflüsse: Teakholz, italienische Marmorböden und belgische Kronleuchter schaffen eine einzigartige Atmosphäre.
Die Anlage besteht aus sechs traditionellen Teakholzhäusern. Hohe Decken, offene Wände und ein Wohnzimmer mit Blick auf den Kanal vermitteln ein Gefühl von Weite und Ruhe. Besonders beeindruckend ist der stehende Buddha aus dem 17. Jahrhundert im Eingangsbereich, perfekt inszeniert durch Licht und Schatten. Im Obergeschoss hängen dekorative Wandbehänge, die Thompson aus buddhistischen Tempeln sammelte. Die Küche wird von einem Sandstein-Buddha bewacht, und im Speisesaal steht ein Mahagoni-Esstisch mit einem Benjarong-Porzellanset – alles mit großer Sorgfalt dekoriert.

Das mysteriöse Verschwinden
1977 verschwand Jim Thompson während eines Urlaubs in Malaysia spurlos im Dschungelgebiet der Cameron Highlands. Sein Schicksal bleibt bis heute ungeklärt. Trotz seines mysteriösen Endes lebt sein Vermächtnis in Thailand weiter: durch die weltweite Bekanntheit der thailändischen Seide und durch das Museum, das jährlich Tausende von Besuchern anzieht.
Vermächtnis
Jim Thompson gilt als Symbol für kulturelle Brücken zwischen Ost und West. Er bewahrte thailändische Handwerkstraditionen, machte sie international bekannt und hinterließ ein einzigartiges Erbe in Form von Kunst, Architektur und Seide. Sein Leben zeigt, wie Leidenschaft, unternehmerischer Geist und kulturelles Engagement die Geschichte eines Landes mitprägen können.

Adresse Jim Thompson House
6 Soi Kasemsan 2, Rama I Road,
Wang Mai, Pathumwan, Bangkok 10330, Thailand
Anfahrt
- Mit der BTS‑Skytrain: Nehmen Sie die Linie bis zur Station National Stadium Station und verlassen diese über Exit 1. Von dort aus gehen Sie rechts in die Soi Kasemsan 2; nach etwa 200–300 m sind Sie am Museum.
- Alternativ: Taxi oder Tuk‑Tuk bis zur Soi Kasemsan 2 gegenüber dem MBK Center; diese Option ist praktisch, aber im Verkehr langsamer.
- Für ein etwas ungewöhnlicheres Erlebnis können Sie auch über den Kanal Khlong Saen Saep mit dem Boot bis zur Pier „Hua Chang“ fahren und dann ein kurzes Stück laufen.